SCHIEDEL

5 km nordostwärts Kamenz, 145—152 m NN, Flächengröße 485ha
Straßendorf mit Gelängeflur, 1225 Schildowe
Etwa 180 Einwohner, Land- und Forstwirtschaft

Das Besondere an Schiedel ist sein Reichtum an zwei- und dreiteiligen Rundbogen-Toreinfahrten. Sie sind sämtlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in abwechslungsreichen aber einander ähnlichen Formen entstanden. Gemeinsam ist ihnen die Ziegelabdeckung. Beiderseits der Dorfstraße schließen sie große Dreiseitgehöfte ab. Sehr oft stehen Torlinden und stellenweise Wacholder davor. Das älteste Gebäude ist das Ausgedingehaus des Gehöftes Nr. 9. Im Volksmund wird es heute noch „die Burg" genannt. Tatsächlich erweckt das große Gebäude mit seinen starken Granitbruchsteinmauern, schießschartenartigen Fenstern und dem Krüppelwalmdach den Eindruck eines mittelalterlichen Wehrbaues. Da seine Entstehungszeit unbekannt ist, bliebe die Richtigkeit dieser Vermutung zu prüfen. Die Flur durchfließt die Schwarze Elster. In sie mündet hier das Schwosdorfer Wasser. Die Begradigung des Elsterlaufes hat sich örtlich und auch landschaftlich als ein großer Fehler erwiesen. Die Beschleunigung und Vertiefung des Vorfluters läßt natürliches Wiesenland vertrocknen und senkt den Grundwasserstand über alle Maßen ab. Das Wasser selbst ist stark durch Abwässer verunreinigt und fließt in einem baumlosen Flutgraben dahin, eines der vielen Beispiele naturwidriger Landeskultivierung. Sie bringt auf die Dauer nicht die gewünschte Er-tragssteigerung, sondern das Gegenteil. Das kiefernreiche Waldgebiet der „Wobraschken" wird von einem kleinen Teich, kleineren Gräben und Erlenbüschen in seiner Eintönigkeit unterbrochen. Vier Bodenfunde lieferten bronzezeitliche Grabgefäße und ein Steinbeil aus Hornfels.

 

Aus „Heimatbuch Kreis Kamenz 1954“ , Seite 104/5

 

 

 

 

 

Schiedel,

seit 1965 vereinigt zu Zschornau-Schiedel,
ist ein Straßendorf mit großen Dreiseithöfen. An einigen von ihnen haben sich Rundbogentoreinfahrten erhalten. Besonders hervorzuheben ist das unter Denkmalschutz stehende Ausgedingehaus des Gehöftes Teichstraße 18, das der Volksmund wegen seines wehrhaften Aussehens als Burg bezeichnet.
Die Flur von Schiedel wird im O von der in den dreißiger Jahren des 20. Jh.  begradigten Schwarzen Elster durchflossen. Auf der Gemarkung fand man mittelbronzezeitliche Brandgräber und eine beschädigte Steinaxt. Der Name des Dorfes — 1225 Schildowe, richtiger Schidlowe - wird mit dem altsorbischen Wort šidlo = Ahle, Pfriem, einer Waldbezeichnung, in Zusammenhang gebracht. Die obersorbische Namensform Křidlo, Křidolwurde an při dol = beim Tal angeglichen. Um 1365 kam das Dorf  in den Besitz des Klosters Marienstern, dem es dann Jahrhunderte hindurch gehörte. Dem Kloster waren im Jahre 1374 insgesamt l6 Bauern — je 8 Ganz- und Halbhüfner — sowie 8 Gartennahrungsinhaber zinspflichtig. Diese Besitzstruktur veränderte sich bis zur Ablösung im 19. Jh. nur unwesentlich. Bereits 1374 gab es im Ort nachweisbar eine Mühle.
Für Teile der Schiedeler Flur hat sich eine Reihe sorbischer Flurnamen erhalten (Sperber 1967), so Wobraschken (wobora = Hürde, Pferch, Gehege), Drohn (droha = Straße) und Jiesern (jĕzor = See).
In dem Waldgebiet zwischen Schiedel und Weißig kam es am 11. September 1813 zu einem Gefecht zwischen russischen Truppen und Franzosen und Württembergern, die den Rückzug der napoleonischen Armee nach Dresden sichern sollten. Letztere verloren bei diesem Zusammentreffen 2 Eskadronen (Kavallerie-Einheiten) .
Die Bauern von Schiedel schlossen sich 1960 in der LPG Typ I Am Waldbad zusammen, die sich später mit der LPG Typ III Grüne Aue Milstrich vereinigte. Die heutige LPG Tierproduktion (s. C 2) nutzt in Schiedel Altställe zur Jungrindermast und Milchviehhaltung mit insgesamt 220 Plätzen..

Aus :Westliche Oberlausitz zwischen Kamenz und Königswartha 1990 (Werte unserer Heimat ,Band 51)